meiner kunstgeschichten zehnter teil
im ethnologischen museum, berlin-dahlem.
ich phantasiere:
in vielen einsamen nächten töpferte diesen krug ein weiser mann für seine verstorbene frau.
er wählte die form eines kruges, denn dieser war hohl und somit frei für die unendlichkeit.
luft ist in dem krug und um ihn herum. luft, die auch der mann geatmet hat.
der krug hat facettenartige ausbuchtungen. jede ausbuchtung steht für ein von seiner frau gelebtes leben. wege sind auf einer jeden ausbuchtung zu finden. immer verschieden und doch in ihrer grundstuktur sehr ähnlich.
unser auge kann im detail nur jeweils einen lebensweg chronologisch entziffern. präsent und in ihrer vollen vielfalt enfaltet sind hingegen alle und zu jeder zeit. nur so können sie das halten, was den hohlraum bildet: die essenz.
durch die hülle, das material des kruges, gibt es eine spaltung zwischen dem aussen, der welt und dem innen, für ihn: die seele seiner frau.
woran er sich erinnern kann, das sind die facetten, der ton, den er nun mit seinen händen formt.
es ist sein bild. seine form.