meiner kunstgeschichten achter teil

im ethnologischen museum, berlin-dahlem.

ich phantasiere:

er sitzt.

die schatten der vergangenheit hinter ihm. verschwommen.

auf seinem gesicht ein lächeln.

geduld.

die augen sind offen und doch in sich gekehrt.

die zeit, die vergeht, der weg, der sich bahnt, beides kann er nur im innern sehen.

die hände halten seinen kopf, ihrerseits aufgestützt auf seinen knien. es ist eine zärtliche geste. sie gibt seinem geist halt und eine zuckersüsse sinnlichkeit.

die zehen sind aufgestellt. seine sitzhaltung ist energievoll entspannt.

was sieht er?

was hat er vor?

geduld drückt schon ein morgen aus.

diese kleine figur, lechem, nimmt aktiv am geschehen “zeit” teil. und dadurch, dass er die zeit plastisch durchlebt und sich ihr hingibt, hebt er ihre begrifflichkeit auch wieder auf und entzerrt sie jeglicher historie.

lechem wurde als symbol für das “fest des guten weges” geschaffen und sollte den stadtwaisen in ihrer morgentlichen meditation hoffnung und ruhe bereiten.

copyright: eva-ddas weiche wasser gräbt den weg.

ich habe so viele wasserzeichen.

wasser.

unaufhörlich. untergründig. beharrlich.

warum heisst der wasserweg flussbett? weil sich dort eine beständige ruhe ausdrückt?

„always be true to yourself.“

eine frage, die mich tief beschäftigt:

wo fängt die kunst an und wo endet sie.

endet ein bild in dem moment, wo ich ich die malerei beende oder bildet das öffentliche zeigen den ultimativen endzeitpunkt.

und wenn dem so sei, inwiefern ist der künstler auch verantwortlich für den rahmen, in dem sich seine kunst ausstellt? oder ausgestellt wird.

zaudern. zögern. winden.

was ist der kunst-markt?

gibt es eine alternative und ist sie erstrebenswert?

berge. sie scheinen eisern zu protzen. unüberwindlich.

ich spüre das unaufhörliche abdriften in meine ganz eigene welt, die nur mir gehört. warum sollte ich sie teilen, wenn diese gewaltigen berge über mir herrschen wie das letzte gericht?

passen kunst und marktmechanismen zusammen?

was kann ich selber konstruieren?

habe ich blockaden oder beschreite ich den weg meiner ganz eigenen wahrheit?

sollte ich:

unterwandern?

mitfliessen?

verwässern? (das klingt fade.)

ich werde mich einem experiment aussetzen. und ich drücke mir alle daumen, dass ich mein haupt nicht schon vor ende dem süssen vergessen hingebe und mich wieder in meiner ganz eigenen welt aale. dort, wo ich zu hause bin?

des experiments name: aussen.

copyrigt: eva-dgebunden.

verbindung.

freiheit in dem band, das sich um mich bindet. freiheit durch das band, dessen ich mich hingebe und das sich so süsslich um mich windet.

malerei. liebe. leben.

nur durch dieses band, das mich an das aussen klebt, fesselt, und zitternd aufgeregt zur bewegung stimuliert, nur dadurch finde ich letzlich zu mir.

was bin ich ohne den spiegel?

ohne das aussen?

meine hand bewegt den stift, die hände verlieren sich in der sinnlichkeit der farbe, die frisch und feucht aus der tube quillt. was entsteht: ein aussen. mein innen. eine geburt. blutig im schmerz, manchmal, erleichternd, immer, weil „es“ endlich luft bekommt und zu einem neuen selbst gebiert.

in jedem neugeborenen liegt das potential des völligen anarchismus.

anarchistisch, weil so unendlich frisch und fern jeder konvention…. wenn ich es zulasse… diese offenheit.

kein leben gleicht dem anderen.

jede malerei, jedes neue bild, eine neues puzzleteil im abenteuer leben.

copyright: eva-dkomisario zählt stiere. andalusien. 

es seien mehr kühe und kälber als stiere. verliebt, ja, er ist schon verliebt.

vom ungezähmten musiker, schlagzeug, dann gezähmt, klarinette im wiener orchesterleib, institutionell kämpfend im verwaltungsstaat frankreich, türenschlagen, weiter hin zum wilden osten, berlin.

die haare rasiert. profil,  das sich zeigt. basto rocks against establishment. roh. leidenschaftlich. wieder er.

erste kompositionen, rhythmen, farben, tempo und trieb.

woher nur die basis nehmen?

gold. 

jahre im sog nach dem süssen glück.

heute die nachricht: ich zähle stiere. ich bin verliebt.

copyright: eva-dkomisario. unentwegt und straight, immer deinem weg folgend. komisario, woher hast du bloss deine kraft?

schreiben.

wenn ich schreibe, habe ich nur fragen.

welche prätention, scheint es mir, einfach zu schreiben. klare sätze. aussagen. als sei es wahr.

mir entzieht sich beständig diese selbstgewissheit. das, was ich sage, was ich schreibe, sei wahr.

was ist wahr?

komisario setzt sich ein für den weltfrieden, die gerechtigkeit in der welt. alles kann so einfach sein.

glatteis. blitzeis.

ich falle. rutsche.

endlich raus aus diesen gefilden der dunkelheit. der kälte. eis.

wohin?

können striche mir die sicherheit geben? ist es illusion?

mich nervt, stört, langweilt mich selbst, dass es diese fragezeichen gibt. immer und permanent und immer und ewig.

endlich eine antwort finden. ein zuhause. ein angekommensein.

und wenn es auch auch nur die öde des wissens ist. wissen bedeutet sicherheit. tod?

warum beenden wir, ich, eigentlich ein bild?

notwendigkeit?

niemals…… lust könnte ich es nennen.

und ganz einfach auch: beenden, weil es zu ende IST.

copyright: eva-dich frage mich, warum suchen maler mit beginn der moderne so verkopfte konzepte. oder präziser, spätestens seit dem 20. jahrhundert. oder auch erst seit den 50-ern, nachdem der teufel über die welt gejagt ist? horror. terror. die tiefsten zeiten, die unsere welt je erlitten hat, jedenfalls, was unsere erinnerung betrifft.

diese riesen angst vor der emotion – das resultat?

copyright: eva-dund schon kommt mir auch wieder der zweifel. das mittelalter. all die allusionen, symboliken, christus geschichte, und vor allem: das leid. die hölle, ja, hier darf die phantasie ihren lauf nehmen. es wird gefoltert, gequält, horror in farbigsten formen.

copyright: eva-ddas sind meine eindrücke. verallgemeinerungen. bestimmt.

doch, was ist malerei?

gibt sie einen sinn? ich meine einen in worten formulierbaren?

copyright: eva-ddie musik ist so wunderbar sinnentfernt, scheint es.

sie ist emotion. pur.

copyright: eva-dliebe. glück. tragik. trauer. schrei. aber moral? nein, das braucht sie nicht.

das kann sie nicht, werden einige sagen. sie ist ja “nichts”. nichts konkretes, meine ich. meinen sie. wahrscheinlich.

ja, und gerade da ist ihre chance.

copyright: eva-dich möchte malen, als sei es musik.

emotion pur.

das auge ist analytisch. so sind wir verhaftet am wissen wollen. das ist ihre saure versuchung, der malerei’s bitterer apfel.

wie komme ich raus aus dem verstehen-wollen und hin zum einfachen fühlen?

musik: töne. geräusche.

die ersten eindrücke in unserem leben. im mutterleib. unsere augen sind verschlossen. doch wir HÖREN. der rhythmus des herzens. emotion. der schnelle atem bei angst. der entspannte bei wohlbefinden.

wie schaffen wir es, das auge des (rationalen) sinns zu entleeren und schlicht zu fühlen?

heute bin ich sehr glücklich.

copyright: eva-dich bin verliebt in das leben und das verbindet mich mit der ganzen welt.

und gerade diese liebe möchte ich in meinen bildern wiedergeben. so kitschig das klingt.

liebe schafft verbindungen. und malerei, kunst, ist verbindung.

das, und nur das, interessiert mich.

verbindung.

copyright: eva-dich fühle mich nicht wirklich in dieser welt.

das ist keine tragik und auch nicht schade oder sonst wie irgendwie traurig.

im gegenteil, das ist freiheit.

des künstlers seele lebt wahrscheinlich im traum. jeden tag wieder neu, schaffen wir unsere welt und nähern uns unseren träumen.

und idealen.

?

ein ideal bedeutet als solches schon gefängnis.

?

es ist nicht mehr offen, für das, was wirklich passiert.

?

im traum, jedoch, bewerten wir nicht. ich habe dort kein morgen, ich gehe mit dem strom und lasse mich fallen. manchmal endet es als ein alptraum, ein anderes mal als ein scheinbar symbolisches vorzeichen zu einer anderen, und warum nicht so ehrlich sein und sagen, höheren existenz.

auf erden sind wir verhaftet dem materiellen. so ist es gesagt. nur was ich berühren kann, ist wahr.

in der malerei spielen andere regeln.

ich lebe, wenn ich träume und mit dem strich weitergehe.

das bedeutet wahre freiheit für mich.

der richtung des strichs folgen und neue, mir unbekannte welten schaffen, die doch wiederum ganz mit mir verhaftet sind, da sie meiner hand entspringen.

die hand, das ist mein körper mit perfekter verbindung zu meiner inneren welt… vorstellung, würde schopenhauer sagen.

ich weiss auch nicht genau, warum ich male.

es ist so wie eine goldgräberin. ein goldgräber.

ich kratze und reisse und hoffe: da kommt noch etwas. was?

die erleuchtung? des rätsels lösung?

charc3komisario schuftet weiterhin. jeden tag.

er kämpft mit den tigern im käfig. sie lächeln. ja, er ist stark. er blickt ihnen klaren auges in die ihrigen. aber niemals, niemals, oh, drehe er sich um und kehre ihnen wohlwollend den rücken zu. niemals, niemals, komisario, lasse deine schultern hängen und werde weich, nur weil sie dir so liebwollende und schmeichelnde blicke entgegenbringen.

jedes empathische zucken in seinen gliedern wird als einladung zum angriff gesehen. nur kampf macht freude. kampf um des siegens wegen. siegen. wofür, das ist irrelevant.

komisario erschlafft niemals, müdigkeit kennt er nicht, er IST besessen. doch, und das ist des archilles ferse, komisario fühlt. komisario ist sentimental und menschenfreund dort, in dieser neuen welt, wo nur die blanken zähne zählen.

seine augen tiefrot vor anmut und hoffnung. unterdückter anteilnahme.

komisario, wie lange wirst du diesen kampf führen können, dessen stählerndes skelett du doch gar nicht trägst.

ich male und ich erträume mich in eine rosige welt, beschwöre die geister und male meine zaubersprüche jeden tag. nur so wirkt zauber. hoffnung. zuversicht.

ich überzeuge mich jeden tag neu und lasse die farben fliessen und die striche ihre geschichten erzählen.

rot…. ich will. ich muss. ich kann und ich darf.

niemand ist meiner malerei polizist.

nur hier bin ich wirklich frei.

—– lassen.

der vater eines nahen freundes liegt im sterben.

das macht mich sehr betroffen.

ich kenne den vater nicht.

tod.

tod1komisario. magier der worte. lebender in den visionen. immer auf morgen gerichtet. „heute“, „heute, das ist ein entscheidender tag. DER tag.“

täglich, immer wieder mit der neuen begeisterung und enthusiasmus: DER tag.

entscheiden, ent-scheiden, das bedeutet, das messer aus der scheide zu ziehen, und zu töten. allen anderen möglichkeiten zugunsten, oder ungunsten, dieser einen wahl zu töten.

wird uns erst im moment des scheidens, des sterbens, das wirkliche leben gewahr?

selbst, wenn es sich um einen recht fernen tod handelt. den tod einer person, der wir „nur“ über bezugspersonen verbunden sind?

und was bedeutet das für die kunst?

ist malerei nicht das sinnbild für den tod?

im moment des striches, der so quirlig und geladen über das blatte schwirrt, ist er auch schon… tot.

der strich, wenn wir ihn sehen, die spur, die er hinterlassen hat, hat er auch schon sein potential aller möglichkeiten verlassen und auf, für diesen EINEN moment entschieden.

will der maler leben schaffen, weil er jeden tod in graphit meisselt?

er hält das leben auf, archiviert es, macht das vergangene sichtbar und erfühlbar.

malerei: das kondensat aller möglichen zeitformen.

das jetzt, weil ich es im moment produziere, das vergangene, da mit dem sichtbarmachen schon die vergangenheit ver“steinert“ wird, das morgen, da sich jedes bild wieder tausendfach interpretieren lässt und in jedem moment neu empfunden werden kann.

zeit…. das ultimative mysterium*

copyright: eva-dich habe mich entschieden.

neben meinem namen habe ich den „lyti“-stempel gesetzt.

es ist ein kunstprodukt. es ist imagination pur. ich erfinde, erfand mir meine familie. es ist das gefühl dazu-zu-gehören. die malerei ist zu meiner familie geworden. sie IST meine familie.

bin ich nun unschlagbar?

bade ich im drachenblut?

——-

nein…. den schmerz, natürlich kenne ich den. welcher maler, malerin kennt den nicht. heute auf meinem weg: „no pain, no brain“

sich immer wieder neu dem schmerz aussetzen. das herz offenhalten. reinfallen in den matsch der ungewissheit und auch allzu oft, der kälte.

alles spiegel unserer selbst?

klang, schang, ist mir total egal. „stop all the seasons, sun and the rain, until you stop believing“… niemals…