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Über evad008

1989 habe ich den auftrag bekommen, über die frage "what_is_art" zu recherchieren. ich empfinde, es ist an der zeit, meine recherchen öffentlich zugänglich zu machen. neben neuesten resultaten, werde ich peu à peu auch auf mein archiv zugreifen, und ebenfalls ältere ergebnisse auf diesem blog veröffentlichen. es handelt sich dabei um reflexionen, in bild und schrift. der kontakt zu meinen auftraggebern ist durch komisario x-bin gegeben, mit dem ich via skype und viber in engem kontakt stehe. im laufe der jahre habe ich neben der übermittllung meiner aufträge und hilfestellungen seitens komisarios auch das eine oder andere detail über ihn als person und seine herkunft erfahren können, was mir wertvoll ist. ich möchte auch diese Informationen öffentlich weitergeben, und aus einem puzzle von kursiv gedrucktem, wird sich der leser vielleicht selber eine vollständige persönlichkeit seiner zusammenbasteln können.

copyright: eva-d ein gespräch mit claudie.

perspektive, das leben, die essenz liegt im einfachen. das einfache liegt im fernen, sagt sie.

im vordergrund eines bildes der renaissance, die realität. sie meint das konkrete, denke ich, die wiedererkennbarkeit. je mehr der maler dieser epoche, die dinge sich entfernen laesst, sie in die pespektive drueckt, je kleiner und unschaerfer malt er sie. und ist das wahre gerade in diesem entschwinden? dort, wo sich die kontur aufloest und nur noch die essenz uebrigbleibt?

sie erzaehlt mir von einer novelle stendhals. anfangs wird eine komplexe kulisse aufgebaut, napoleon, historische daten, krieg, stimmen, dialoge, die doch eigentlich nur austausch verbaler pflichten und konventionen sind. tumult, laut ist es, durcheinander, so total und ganz an der realität. derweil, ein mann und eine frau verlieben sich. und je weiter der roman schreitet, desto mehr verschwindet die äussere kulisse und übrigbleiben die beiden und ihre liebe. keine worte mehr, nur noch gedanken. nicht sagt die frau, sondern sie scheint sagen zu wollen, ein gedachter dialog, der ihr schweigen umhuellt.

stille, eine allumfassende einheit mit sich und dem moment.

die beiden: ihr aussen verschwindet, sie lösen sich selber auf. auf ende sterben sie. glücklich gehen sie in den tod, so berichtet claudie mir.

copyright: eva-d

die mutter komisarios, diese schöne norwegerin, ein enfant terrible, doch, ganz anders als es dieser term erwarten lässt. 
selber ist sie aus einem haus genialer bestimmungen: vater banjospieler im bristol hotel, und damit einflussreicher akteur des osloer undergrounds der 30ger und 40ger jahre, dann, unter der deutschen besatzungsmacht, erster schneider, und natürlich, weiterhin lebemann und grenzenlos. ihre mutter, dekadent, verwöhnt, später komme ich zu ihr zurück. und die brüder, der eine seefahrer und medizinstudent in basel, wo er erkankte und schon mit 32 verstarb. seine geliebte: eva. diese lebt noch heute im fernen norwegen, nun um die 90 jahre alt, und wie es heisst, habe sie seit dem tod ihres geliebten nie wieder einen mann geküsst. ihr unerschütterlicher glaube: die wahre liebe. der andere bruder, der war verrückter. erfinder, maler, überaufgeregtes genie und kreateur vieler kinder schon in frühem mannesalter. er liebte die frauen. er liebte das abenteuer. auch er zu jung gestorben. sein 30-jähriges leben derweil das eines 150 jährigen zu füllen vermag. und dann auch noch die schwester, die jüngste, verhätschelt von den eltern, fruchtig wie ein erdbeertörtchen, die cremig blonden locken kokett zu pferdeschwänzen gebunden. sie wurde schon im jungen mädchenalter geehelicht, gerade 18 war sie. ihr mann, ein wohlhabener libanese, betört von ihrer schönheit und derer süsse. sie ziehen gemeinsam in seine heimat nach beirut, schwelgen im familiären reichtum, dort, bis im land ein blutiger bürgerkrieg ausbricht und sie samt familie in ihrem heimatland norwegen zuflucht suchten. hier litt ihr mann ganz jämmerlich: um seinen stand und den reichtum gebracht, die famile war fern, das neue land eisekalt. er verstarb nur einige jahre nach seiner ankunft, arm und zerrüttet.
und komisarios mutter? wie konnte eine revolte in solch befreiten familienverhältnisses anders aussehen, als sich jung in erstem pubertären aufbegehren der städtischen heilsarmee anzuschliessen und jesu psalmen unter den armen und bescheidenen zu beschwören. fromm, gewissenhaft und, aber, natürlich exessiv, so wie es ihrer natur entspricht. 
in diesem rahmen auch, da traf sie ihren späteren mann, komisarios vater, den pastor. sie war verführt von dessen gradlinigkeit und bodenständigkeit, vermischt mit diesem seltsam aristokratischen glanz. 
sie heiraten und er nimmt sie mit auf evangelistische mission nach frankreich.
der vater, der hatte den glauben in stiller stunde, da war er noch ganz jung, an einem see eingeflüstert bekommen. die entsagung und das schlichte leben, die taten ihm kein unwohlsein. die mutter hingegen, aus liebe zu ihrem mann und vom frommen abenteuer betört hierhergekommen, die sollte ganz schwerlich leiden. zu viel lebenslust in ein bigottes kleid gepresst. als mutter selbst war sie harsch und leidenschaftlich und mit grossem drill in ihrer erziehung.
wo sie litt, dort sollten auch die kinder nicht zu ihrer freude finden.
so war die überzahl weltlicher literatur verboten, fernsehen ein instrument des teufels und jegliche musik jenseits der göttlcihen orgelklänge ein disaster und verbot.
in diesem klima: komisario wird geboren. der dritte im bunde. einer zuviel. ein kleiner teufel mit roten haaren.

copyright: eva-dneumond.

malerei ist dem mond gleich.

es ist ein pulsieren. ein strahlen. ein schatten. ein kommen und gehen von einsicht. der grund bleibt beständig.

das aufbrechen in neue und fremde ufer.

ist der mond nicht verantwortlich für ebbe und flut?

so lange es eine sonne gibt und auch eine nacht, so lange werde ich malen.

malerei, farbe und striche, linien, gezeichnete geschichten, all das ist materialisierte form des lebens. spuren meiner vergänglichkeit.

das gerade-eben: wohl kenne ich es nirgends so scharf wie in der malerei.

das laken nach einer liebesnacht wird gewaschen.

die leinwand, sie behält diesen sakralen akt als höchstes gut.

ich liebe die malerei. ich liebe die bilder, die dabei entstehen. sie erinnern mich an mein gestern.

mein blick gibt ein heute.

und morgen, da male ich wieder.

copyright: eva-d

 

ich liebe WEISS.

es bringt alle farben zum glänzen.

weiss ist das nichtstun, in dem jegliche möglichkeit geborgen liegt.

was die meditation für den menschen ist, das ist das weiss für die malerei. ein vollkommenes entleertsein von eindrücken und emotionen. geistige klarheit.

weiss bedeutet für mich auch aufbruch, abenteuer. weiss ist aktiv.

 

ich würde gern wissen, was weiss in der musik darstellt. sind es die räume zwischen den tönen?

gibt es in der musik überhaupt einen klanglosen raum? und wenn ja, würde er dann nicht eher als vakuum, als tot empfunden?

unser herz pocht immer.

 

 

meine bilder, das sind die ungelebten teile meinerselbst. das sind die schatten, die sich durch mich ziehen. ungezügelt, unzensiert wüten sie durch die steppe. abweisung oder furcht gibt es in dieser welt nicht.

ich liebe die malerei.

das grösste lob, dass mir ein freund vor jahren machte, war, als er mir sagte, er habe mit mir gelernt, auch einfach mal schlecht sein zu können und sein befreites lächeln dabei war schön.

meine bilder sprechen von liebe.

liebe bedeutet für mich die völlige akzeptanz aller teile. gut, schlecht, diese notionen existieren hier nicht.

 

copyright: eva-dkomisario träumt.

komisario hat die fähigkeit, visionen ein leben zu geben. nicht die materie, beackert und gejähtet, steht bei ihm im vordergrund, sondern die idee, die völlig neue leben schafft.

am anfang steht das wort.

einschnitt: sonntag sah ich meinen fast 80-jährigen onkel, der vor beinahe zwei jahren wochen im vollkoma gelegen, dessen kopf halb aufgesägt worden war, das gehirn wieder zurechtgerückt, und dem auf ärztliches drängen die apparate abgeschaltet werden sollten. sonntag nun, da lachte er, erzählte und sprudelte vor einfällen, ass allein und trank ganz freudig und war zuvor gekommen, wenn auch aufgestützt, stolz zu unserem familienfest. er strahlte vor glück und lebensfreude.

wie hatte er das geschafft, so fragte ich ihn, ward ihm doch eine zukunft als vollassistiertem “etwas” prophezeit worden. 

da wackelte er ganz ungehalten und im takt mit seinen ohren. “ganz genauso”

“ich konnte nicht mit den ohren wackeln. da habe ich meine gesichtsmuskeln ausprobiert, lange und intensiv, und mir dann ganz fest vorgenommen, jetzt wackel ich mit den ohren. es gab ein knacken, und dann, dann haben sie gewackelt und ich habe es auch nie wieder verlernt. ganz genauso habe ich mir, als ich nach dem koma monatelang in totaler lähmumg im krankenbett lag, vorgenommen, dass ich mich wieder bewegen kann. erst die hände, dann die arme, und nun gehe ich auch schon wieder. mein nächster schritt, ich möchte reisen.”

am anfang steht der gedanke. und die freiheit. die freiheit, das unglaubliche zu glauben.

so werden paradiese geschaffen.

komisario wirbelt, zwirbelt. er ist die katze, die lange unter der mauer sitzt und sie einfach nur zu betrachten scheint. die katze, die plötzlich springt und dann auf der schier unmöglich zu erklimmenden mauer sitzt. hier oben lässt es sich träumen.

komisario träumt.

copyright: eva-d

 

kunst ist freiheit, freiheit, freiheit!

in einer zeit der immer grösseren kontrollierbarkeit, in der unter dem deckmantel der fortschrittlichkeit im wahrsten sinne jeder fort-schritt, also jedes “weg von der menge” beobachtet und gespeichert wird, ist der moment, wenn ich allein über dem papier schwebe und einfach nur meiner phantasie und lust folge, ein so grosser reichtum.

 

 

copyright: eva-des ist diese elendige suche nach sinn, die mich vom wesentlichen abhält.

malerei, für mich, ensteht in spontaneität. unschuld, sie ist keines urteils schuldig. malerei ist SPIEL.

ich denke, jeder sinn, jedes in worte gepackte anliegen, ist als solches schon begrenzt und widerspricht damit der kunst. kunst ist keine aufklärung, kunst ist verdunkelung, der einstieg in die nacht des unwissens, jenseits von schon erfahrenem. sein im moment, immer wieder neu.

das sein braucht keine aufklärung, sein ist als solches klar. nur der geist und die bedeutung bringen den nebel.

und dennoch, ich liebe den nebel. er hat keine prätention, er birgt das unwissen und das ungewissen in sich. ich fühle mich dort geborgen.

wie oft, und manchmal verzweifelt, versuche ich beim malen dem ratio, der sinnsuche, zu entkommen.

kunst ist kein gesellschaftsprogramm. dort, im zusammenleben, muss es zu klaren regeln kommen. hier gilt der kompromiss. nur jener gewährt eine, nenne ich es, “erleichternde harmonie”.

malerei aber ist der weg zu mir. konsequent und ausschliesslich.

und ganz manchmal, da gibt es treffen. wenn ich mit meiner malerei eine andere seele berühre. das ist dann gnade und lässt mich für einen moment meinem alleinsein entschlüpfen, oder auch, gerade dort um so mehr hinkommen.

malerei ist widerspruch, weder ja noch nein, malerei IST.