die aesthetik des schreckens
eine innenansicht in den werkzyklus “when you are smiling” von eva-d
ein gastbeitrag von prof. dr. arthur scheideweg

gebrochene formen, aufgerissene münder, augen, die kreischen.
in dem 2014 entstandenen werkzyklus “when you are smiling” schlägt die malerin eva-d über in ein grollen mentaler bildsequenzen, das in seiner gewaltigkeit hier den höhepunkt ihres bisherigen schaffens gefunden hat.
exessive strichführungen leiten den betrachter in einen roller coaster innerer triebhaftigkeit. ungehemmt schlägt die malerin auf das blatt, ob mit stiften oder direkt den händen, der akt des kreierens wird auf eine impulsiv-explodierende weise in das blatt gekerbt und bleibt übergangslos in seiner nachproduktiven ausgestelltheit präsent und spürbar.
wo sind die grenzen zwischen materie und psyche?
an dieser fragestellung kommt der kunsthistoriker bei “when you are smiling” nicht vorbei und damit muss er auch sein ganzes repertoire an kunstgeschichtlichem handwerk für die werkerläuterung in frage stellen.
wie kann angesichts des schreckens, dieser profunden erschütterung unserer eigenen psyche, noch mit mitteln wie zuordbarkeit, obkjektiver distanz und geschichtlichkeit hantiert werden.
wo beginnt dieses werk und, vor allem, wird es jemals enden, jetzt, wo es sich wie eine narbe in der eigenen mentalen struktur des betrachters eingebrannt hat.
“when you are smiling” ist eine serie aus 97 porträts. wenn vulkane schreien könnten, so möchte ich die serie benennen. reste von hieben, kleksen, farbverschmierungen. emotionale spuren führen uns den eigenen schrecken vor augen.
“spiegelein, spiegelein an der wand”
in diesen arbeiten von eva-d bereiten uns die fratzenhaften erscheinungen, die sich aus einem gewust von strichen und farben bilden, den direkten weg zu unserem eigenen lebenstrieb.
kontemplative selbstvergessenheit oder aufkärende geisteserhöhung, das sind begriffe, mit denen wir uns diesem werkzyklus nicht nähern können.
mit “when you are smiling” werden wir aus der bahn geworfen, einem gebündelten wachmachen gleich, es ist die begegnung mit unserem selbst, das wir in der seele tragen.
was hat sich die künstlerin wohl bei dem titel gedacht?
noch lange hallt ihr gelächter nach.